Hypnotika (Schlafmittel) - Wirkung, Anwendung & Risiken (2025)

Hypnotika (Schlafmittel) - Wirkung, Anwendung & Risiken (1)Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer

Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hypnotika (Schlafmittel), sollen den Schlafvorgang fördern. Sie können auf synthetisch hergestellten oder auf natürlich vorkommenden Wirkstoffen basieren. Ein Schlafmittel wird zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. Je nach Ausgangssubstanz kann der Übergang zu Beruhigungsmitteln oder zu Betäubungsmitteln fließend sein.

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Was sind Schlafmittel?
  • 2 Wirkung und medizinische Anwendung
  • 3 Formen und Gruppen
  • 4 Dosierung
  • 5 Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
  • 6 Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
  • 7 Quellen

Was sind Schlafmittel?

Aufgrund ihrer schlaffördernden Wirkung verändern Schlafmittel das Schlafprofil. Dabei können die Arzneimittel sowohl bei Schlafstörungen- als auch bei Durchschlafstörungen hilfreich sein. Je nachdem in welcher Phase die Schlaflosigkeit auftritt, können Medikamente mit einer kurzen oder mit einer längeren Wirkdauer zum Einsatz kommen.

Die schlaffördernden Mittel können in Form von Tabletten, Kapseln oder Saft verabreicht werden. Schlafmittel in einer höheren Dosierung oder Schlafmittel, die intravenöse verabreicht werden, können auch zur kurzfristigen Sedierung genutzt werden. Anästhesisten nutzen Schlafmittel zudem zur Einleitung einer Narkose.

Wirkung und medizinische Anwendung

Die unterschiedlichen Wirkstoffgruppen haben unterschiedliche Wirkungen und setzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten an. Benzodiazepine wirken hauptsächlich auf die Schlafstadien II, III und IV ein. Während die Schlafstadien II und II verlängert werden, verkürzen Benzodiazepine die vierte Schlafphase.

Die REM-Phase bleibt hingegen unbeeinflusst. Benzodiazepine wirken zudem beruhigend, angstlösend und krampflösend. Nicht-Benzodiazepin-Agonisten weisen neben der schlaffördernden auch eine muskelentspannende und eine krampflösende Wirkung auf.

Die Schlafarchitektur wird durch diese Medikamente kaum beeinflusst. Barbiturate sind besonders potente Schlafmittel, die nicht nur eine schlaffördernde, sondern eine schlaferzwingende Wirkung haben. Sie unterdrücken den REM-Schlaf, sodass die Erholung im Schlaf gestört wird. Aufgrund der schweren Nebenwirkungen werden Barbiturate heute als Schlafmittel kaum noch eingesetzt. Eine Ausnahme sind Schlafstörungen, die mit anderen Schlafmitteln nicht hinreichend gelindert werden können. Auch viele Antihistaminika weisen neben ihrer antiallergischen eine sedierende Wirkung auf.

Formen und Gruppen

Die Benzodiazepine bilden eine große Gruppe bei den Hypnotika. Zu dieser Gruppe gehören Einzelstoffe wie Clobazam, Diazepam, Flurazepam oder Lorazepam. Bekannte Präparate sind Gityl®, Normoc® , Sigacalm® und Oxa-CT®. Die Arzneistoffe Zopiclon, Zaleplon und Zolpidem vertreten die Stoffgruppe der Nicht-Benzodiazepin-Agonisten. Sie binden sich an ähnliche Rezeptoren wie Benzodiazepine, sind aber strukturell anders aufgebaut. Diese Arzneimittel werden auch Z-Mittel genannt, da alle ihre Namen mit dem Buchstaben Z anfangen. Handelsnnamen von Nicht-Benzodiazepin-Agonisten sind Imovane®, Zopiclodura®, Zopitin®, Ximovan®, Mondeal®, Stilnox®, Zoldem® und Dorlotil®.

Barbitursäure-Abkömmlinge, auch als Barbiturate bekannt, werden heutzutage nur noch in sehr schweren Fällen als Schlafmittel genutzt. Die medizinische Nutzung beschränkt sich auf die Wirkstoffe Phenobarbital und Thiopental. Phenobarbital ist unter den Handelsnamen Aphenylbarbit®, Luminaletten® und Luminal® erhältlich. Pentothal® und Trapanal® sind Medikamente, die Thiopental als Wirkstoff enthalten.

Antihistaminika der ersten Generation, also Antihistaminika vom Ethanolamin- und vom Ethylendiamin-Typ weisen ebenfalls eine sedierende Wirkung auf. Dazu gehören die Wirkstoffe Diphenhydramin, Doxylamin, Meclozin und Promethazin. Bekannte Handelspräparate aus dieser Gruppe sind Dibondrin®, Benocten®, Moradorm®, Sediat®, Vivinox Sleep®, Dorm®, Atosil®, Closin®, Proneurin®, Prothazin® und Farganesse®.

Dosierung

Die Dosierung der Schlafmittel ist abhängig von der Art und der Intensität der Schlafstörungen sowie von dem jeweiligen Präparat. Da viele Schlafmittel mit Nebenwirkungen behaftet sind und zudem unter die Verschreibungspflicht fallen, legt der Arzt die passende Dosis fest.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Verschiedene Heilpflanzen haben eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Die Hopfenzapfen der Kletterpflanze Hopfen enthalten Bitterstoffe und ätherische Öle, die eine beruhigende Wirkung haben und zudem den Schlaf verbessern. Als besonders wirksam hat sich die Kombination von Hopfen und Baldrian erwiesen. Allerdings ist die Wirkung bei beiden Arzneipflanzen eher mild.

Eine sofortige Verbesserung des Schlafes sollte nicht erwartet werden. Vielmehr macht sich ein Effekt erst nach etwa zwei bis vier Wochen bemerkbar. Nervöse Einschlafstörungen können mithilfe der Melisse behandelt werden. Dazu eignet sich neben dem Melissenkraut auch das ätherische Öl, das aus den Blättern der Pflanze gewonnen wird. Die Melisse kann gut mit dem Lavendel kombiniert werden. Auch der Lavendel hat eine entspannende und schlaffördernde Wirkung.

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Hypnotika können verschiedene Nebenwirkungen haben. Benzodiazepine verursachen beispielsweise häufig eine Tagesschläfrigkeit, Benommenheit und Schwindel. Insbesondere zu Beginn der Therapie kann es auch zu einer verringerten Aufmerksamkeit, Muskelschwäche, Bewegungsunsicherheiten, Blasenfunktionsstörungen und Magen-Darm-Beschwerden kommen. Auch Anorexie und Menstruationsstörungen wurden als Nebenwirkungen beobachtet.

Barbiturate werden aufgrund ihrer schweren Nebenwirkungen nur noch sehr selten als Schlafmittel eingesetzt. Besonders das hohe Abhängigkeitspotential sollte bei der Verabreichung bedacht werden. Die Entzugssymptomatik beim Absetzen ähnelt den Entzugssymptomen beim Alkoholentzug (Delirium tremens). Da Barbiturate eine sehr geringe therapeutische Breite besitzen, besteht jederzeit das Risiko einer Überdosierung mit der Gefahr einer zentralen Atemlähmung.

Nicht-Benzodiazepin-Agonisten haben Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Tagesmüdigkeit und Schwächegefühl als mögliche Nebenwirkungen. Bei einigen Patienten entwickelt sich zudem eine anterograde Amnesie. Das bedeutet, dass sie Gedächtnislücken nach Medikamenteneinnahme aufweisen. Wenn die Arzneimittel über mehrere Wochen verabreicht werden, muss zudem mit Entzugserscheinungen gerechnet werden.

Insbesondere Schlafmittel mit Zopiclon weisen ein hohes körperliches und psychisches Suchtpotenzial auf. Deshalb sollten diese schlaffördernden Mittel nicht länger als ein paar Tage eingenommen werden. Menschen, die bereits eine Abhängigkeitserkrankung haben, dürfen Nicht-Benzodiazepin-Agonisten nur in Ausnahmefällen einnehmen.

Unter der Einnahme von Antihistaminika können Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Libidoverlust, Miktionsstörungen und Verstopfung auftreten. Auch eine chronisch verstopfte Nase kann infolge der Einnahme auftreten. Bei einer Überdosierung kann es zudem in seltenen Fällen zu Halluzinationen und Verwirrung kommen. Ferner besteht die Gefahr einer Erhöhung des Augeninnendrucks. Ein solches Glaukom kann schlimmstenfalls zur Erblindung führen.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

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